Anfänge
Die Eltern der eineiigen Zwillinge, der
Maschinenbauingenieur Paul Kaessler und seine Frau Elsa – beide musisch
interessiert –, förderten die Mädchen früh und schickten sie als Sechsjährige
zum klassischen Ballettunterricht.
Ihre Kindheit verbrachten sie in Taucha bei Leipzig,
besuchten dort die Schule. 1947 nahm das Kinderballett der Oper
Leipzig die Schwestern auf, 1950
bestanden sie die Aufnahmeprüfung der angeschlossenen Operntanzschule. 1952
nutzten sie ein Besuchervisum zur Flucht
aus der DDR in die BRD,
wo bereits ihr Vater in Düsseldorf lebte.
In Düsseldorf im
damaligen Revuetheater Palladium erhielten
die Kessler-Zwillinge ihr erstes Engagement als Tänzerinnen. Hier sah sie 1955
der Direktor des Pariser Lido,
Pierre-Louis Guérin, und verpflichtete sie an das weltberühmte Varieté auf
der Pariser Champs-Élysées. Im
Lido feierten sie große Erfolge, wie sie später nur noch von einer anderen
Deutschen, Marlène Charell,
erreicht wurden. 1960 gingen die Kesslers nach Italien, wo sie als erste Frauen
im Fernsehen „Bein zeigten“ (auch wenn sie dabei noch blickdichte Strumpfhosen tragen
mussten). In Frankreich änderten sie die Schreibung ihres Familiennamens von Kaessler in Kessler.
Schallplattenkarriere
Ende der 1950er Jahre begann die
Schallplattenindustrie, sich für die Zwillinge zu interessieren. 1958 nahm Telefunken die
erste Single mit
den Kessler-Zwillingen auf, die jedoch wenig beachtet wurde. 1959 nahm auf
Betreiben des Musikproduzenten Gerhard
Mendelson die größte deutsche
Plattenfirma, Polydor, das Duo
unter Vertrag und brachte bis 1963 zwölf Duettsingles und sechs Platten, die sie
zusammen mit Peter Kraus als
das Trio Alice,
Ellen & Peter besangen, heraus.
Während die Duettplatten weiterhin erfolglos blieben, erreichten drei Titel mit
Peter Kraus die Top 50 der deutschen Hitlisten; ihr Song Honey
Moon erreichte 1960 mit Platz 15
die beste Platzierung. Für Deutschland nahmen die Kesslers am Grand
Prix Eurovision 1959 teil und
erreichten mit dem Lied Heute
Abend wollen wir tanzen geh’n den
achten von elf Plätzen. Der Titel wurde in Deutschland nicht als
Singleschallplatte veröffentlicht, sondern auf einer in
Dänemark.
Neben den deutschen Produktionen nahmen die
Kessler-Zwillinge auch Schallplatten in französischer und italienischer Sprache
auf. In Italien waren sie insbesondere mit ihrem Song Da-da-um-pa erfolgreich,
dessen italienischsprachige Version zur Titelmelodie der RAI-Fernsehserie Studio
Uno wurde. Im Zusammenhang mit
ihren Schallplattenproduktionen verlegten die Kessler-Zwillinge 1961 ihren
Wohnsitz für kurze Zeit von Paris nach München. Nach ihrer Single Schotten-Twist
/ Ja, ja die Liebe endete 1963 ihre
Schallplattenkarriere in Deutschland, in Italien dauerte sie bis in die 1980er
Jahre fort.
Weiterer Werdegang
Im Alter von 40 Jahren ließen sich die
Kessler-Zwillinge für die italienische Ausgabe des Playboy ablichten.
Die Ausgabe war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. In Italien, wo sie von
1962 bis 1986 ihren festen Wohnsitz hatten, galten sie („Le gemelle Kessler“)
lange Zeit als Ikonen des Unterhaltungsfernsehens, und auch in den USA waren sie
weiterhin gefragt. Viele bekannte Hollywood-Persönlichkeiten
zeigten sich gern an der Seite der „deutschen Mädchen“, etwa Frank
Sinatra, Burt Lancaster und Elvis
Presley.
Noch 2009 traten die Kessler-Zwillinge mit Bill
Ramsey, Max Greger und Hugo
Strasser auf, die zusammen mit
der SWR Big Band die
„Swing-Legenden“ bildeten. Im Jahr 2011 wirkten sie in Das
Dorf, einer Folge der ARD-Fernsehreihe Tatort,
mit.
2015 teilten sie sich eine Hauptrolle in dem Musical Ich
war noch niemals in New York von Udo
Jürgens im Stage
Theater des Westens in Berlin.
„Eine besondere Aufgabe“, bemerkte diesbezüglich die Leipziger
Volkszeitung, denn sie standen dabei nie
gemeinsam auf der Bühne. „Es ist erst der zweite getrennte Auftritt der sonst
unzertrennlichen Show-Zwillinge.“
Ab 1986 lebten die Kesslers in einem gemeinsamen
Haus im Prominentenviertel Geiselgasteig in Grünwald im Landkreis
München. Sie waren langjährige Mitglieder im Paul
Klinger Künstlersozialwerk e. V., das Künstlerinnen und Künstler aller Gewerke
in Notlagen unterstützt. Die Kessler-Zwillinge starben 2025 gemeinsam in Grünwald bei München
Auszeichnungen
Alice und Ellen Kessler wurden unter anderem mit der Goldenen
Rose von Montreux und
dem Bundesverdienstkreuz
am Bande (1987)
ausgezeichnet. Für ihre Verdienste um die deutsch-italienische Verständigung
erhielten sie den Premio
Capo Circe.
Ihr Geburtsort Nerchau zeichnete sie anlässlich ihres 70. Geburtstages 2006 mit
der Ehrenbürgerschaft aus. 2025
wurde ihnen der Bayerische
Verdienstorden verliehen
Quelle Wikipedia