Klaus Doldinger ("Das Boot", "Tatort") ist tot
Klaus Doldinger geboren
am 12. Mai 1936 in Berlin;
gestorben am
16. Oktober 2025 in Icking bei München
war ein deutscher Musiker (Saxophon,
zunächst auch Klarinette).
Er ist vor allem als Komponist von Filmmusik bekannt.
Seine wohl bekanntesten Werke sind die Titelmusik zu dem Film Das
Boot,
den Serien Tatort, Liebling
Kreuzberg sowie Ein
Fall für Zwei und
die Filmmusik zu Die
unendliche Geschichte.
Auch die ikonische Film-Fanfare der Constantin
AG,
die in einer Vielzahl von deutschen Spielfilmen zu hören ist, stammt aus seiner
Feder (nach der vorherigen, komponiert von Peter
Thomas).
Er war auch ein bedeutender und anerkannter Jazzmusiker.
Herkunft und Ausbildung
Klaus Doldinger wuchs
als Sohn des Diplom-Ingenieurs Erich Doldinger und dessen Ehefrau Ingeborg,
geborene Mann, zunächst in Berlin auf. Sein Großvater Bruno
Mann war
von 1919 bis 1933 Oberbürgermeister von Erfurt. Während des Krieges arbeitete
sein Vater als Oberpostdirektor in den besetzten Teilen der Sowjetunion, und die
Familie lebte 1940 bis 1945 in Wien.
Danach flüchtete sie zunächst nach Bayern und dann nach Düsseldorf.
Von 1947 bis zum Abitur 1957 besuchte Doldinger das
Jacobi-Gymnasium in Düsseldorf (früher "Gymnasium an der Rethel-Straße", ab 1960
nach Neubau an der Graf-Recke-Straße "Rethel-Gymnasium")
und ebenfalls ab 1947 mit einem Stipendium das Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf,
wo er zunächst Klavier und ab 1952 Klarinette studierte.
Anfänge
Während seines
Stipendiums sammelte Doldinger erste Erfahrungen in der Musikbranche mit der
1952 von Freunden gegründeten Band The
Feetwarmers,
einer Dixieformation,
mit der er 1953 erstmals auftrat und 1955 auch seine erste Plattenaufnahme machte.
Zeitweise spielten bei den Feetwarmers auch der Kabarettist Dieter
Süverkrüp (Banjo)
und der spätere Minister Manfred
Lahnstein (Posaune).
1955 gründete Doldinger zudem seine eigene Band Oscar’s
Trio, deren Namen er in Anlehnung an sein großes
Vorbild Oscar
Peterson gewählt
hatte. Mit dieser Gruppe gewann er den ersten Preis beim Jazzfestival Brüssel,
den Coup
Sidney Bechet.
Doldinger Quartett
Nach dem Abitur
studierte er Musikwissenschaften und Tontechnik und
wurde Tonmeister.
Nach einem Erfolg mit seiner Version von Muss
i denn, muss i denn zum Städtele hinaus für
eine US-Getränkefirma ging er 1960 auf seine erste Auslandstournee in die USA,
spielte u. a. mit George
Lewis und
im Jazzclub Birdland und
erhielt mit 24 Jahren während seiner ersten US-Tournee die Ehrenbürgerwürde von New
Orleans. 1961
spielte er Modern
Jazz mit
US-Expatriates wie Don
Ellis, Johnny
Griffin, Idrees
Sulieman, Kenny
Clarke, Donald
Byrd und Benny
Bailey. 1962 gründete er das Klaus
Doldinger Quartett, mit dem er im Jahr darauf
für das Philips-Label
seine erste Platte, Doldinger
– Jazz Made in Germany veröffentlichte.
Die LP wurde auch international ein großer Erfolg, da hier kein weißer „Cool
Jazz“ gespielt wurde, sondern Komponenten des Bebop verwendet
wurden.
Mitglieder in diesem
Quartett waren Doldinger (Tenorsaxophon), Ingfried
Hoffmann (Hammond-Orgel), Helmut
Kandlberger (Bass)
und Klaus
Weiss (Schlagzeug).
Als weitere LP mit dieser Besetzung wurde 1963 Doldinger
live at Blue Note Berlin aufgenommen
und 1964 veröffentlicht. 1964 unternahmen sie eine erste große Auslandstournee
im Auftrag des Goethe-Instituts u. a. nach Marokko, ein Aufenthalt, der sein
Interesse für afrikanische Musik weckte. Es folgten internationale Auftritte
beim Festival in Antibes und
im Blue
Note in Paris.
1965 stiegen Klaus Weiss
und Helmut Kandlberger aus. An ihre Stellen traten der niederländische
Schlagzeuger Cees
See und
der Bassist Peter
Trunk. Verstärkt durch den Gitarristen Attila
Zoller, nahm das Quartett die LP Doldinger
in Südamerika auf. Doldinger ist
auf mehreren Stücken auch auf dem Sopransaxophon zu hören, und Hoffmann spielt
nur auf zwei der zehn Tracks Hammond-Orgel. 1966 wirkte Doldinger an den
Aufnahmen zur Filmmusik des Will-Tremper-Films Playgirl mit.
Unter der Leitung von Peter
Thomas sind
auf dem auf einer Philips-LP veröffentlichten Soundtrack auch Ingfried Hoffmann
(Hammond-Orgel), Peter Trunk (Bass) und Rafi
Lüderitz (Schlagzeug)
zu hören. 1967 nahm Doldinger die LP Doldinger
Goes On auf. Das Quartett aus
Doldinger, Hoffmann, Trunk und See wurde mit drei weiteren Musikern zum Septett
erweitert: Helmut Kandlberger spielte zusätzlich E-Bass, Volker
Kriegel zupfte
die Gitarre, und der Belgier Fats
Sadi bediente
die Percussion.
1968 entstand die LP Blues
Happening; die erste Seite ist dem Postbop gewidmet.
Neben Doldinger, der Tenor- und Sopransaxophon spielte, wirkten Hoffmann
(Piano), Kandlberger (Bass) und See (Schlagzeug) mit. Die zweite Seite ist als
Suite in fünf Sätzen konzipiert, die Anleihen sowohl beim gemäßigten Free Jazz
als auch bei der Rockmusik macht. Als Gastmusiker wirkten (im ersten Satz) eine
nicht näher spezifizierte Bläsergruppe mit sowie Kurt
Bong (Schlagzeug),
(im fünften Satz) Joe Quick (Gitarre), Lothar Meid (E-Bass) und Wolfgang Paap
(Schlagzeug); Hoffmann spielte die Hammond B3.
Die Doppel-LP Doldinger
– The Ambassador von 1969 besteht
zu einer Hälfte aus Studioaufnahmen, zur anderen Hälfte aus einem
Live-Mitschnitt im Münchner domicile.
Die Musik ist geprägt von spanischen und maurischen Einflüssen. Das Stück Sahara,
ein „Amalgam“ aus afrikanischer Musik und gemäßigtem Free Jazz von der
Live-Platte, das schon in dem Stück Blues
Happening angeklungen war,
hinterließ damals bei vielen Doldinger-Fans den größten Eindruck. Doldinger hat
es später mit Passport auf
den CDs Talk
Back (1988), Passport
Live (2000) und Passport
To Morocco (2006) gecovert.
Paul Nero, Motherhood und Passport
Doldinger war
musikalisch sehr vielfältig tätig, in den 1960er-Jahren veröffentlichte er auch
Tanz- und Rock-Musik unter dem Pseudonym Paul
Nero. Anfang der 1970er Jahre komponierte
Doldinger die Werbemusik für Pril.
Ebenso wandte sich
Doldinger dem Rock-Jazz respektive der Fusion
Music zu.
Seine erste Band mit dieser Musik hieß Motherhood.
1969 und 1970 spielte diese Band zwei LPs ein: I
Feel so Free und Doldinger’s
Motherhood,
beide für das Label Liberty.
1971 gründete er dann
die Band Passport mit Udo
Lindenberg am
Schlagzeug, mit der er im Jahr darauf das erste von 28 Alben bei Atlantic
Records (als
erste deutsche Band bei diesem Label) veröffentlichte. Schon mit dem Album Cross-Collateral von
1975 hatte Passport auch in den USA großen Erfolg, wo die Gruppe als deutsche
Antwort auf Weather
Report galt.
In den folgenden
Jahrzehnten war Doldinger einerseits als Komponist sehr produktiv, verfolgte
aber die Karriere mit Passport weiterhin intensiv. Im Jahr 2000 trat Klaus
Doldinger mit seiner Formation erneut bei mehreren Festivals (u. a. im Rahmen
der Kulturarena)
auf. 2001 überraschte er die Jazz-Szene mit dem Projekt RMX.
In den Folgejahren spielte Doldinger weltweit (Brasilien, USA, Asien etc.) mit
wechselnder Bandbesetzung live oder schrieb Film- und Werbemusiken. 2005
absolvierten Klaus Doldinger und Passport eine
Tour durch Marokko, nahmen dabei einheimische Musiker wie den Gnawa Musiker Majid
Bekkas mit
auf die Bühne und die dabei entstandene Fusion aus marokkanischer Gnawa-Musik
und Doldingers Jazzvariationen konnte man auf der im Folgejahr veröffentlichten
CD „Passport to Morocco“ hören.
Im Mai 2006 feierte
Doldinger seinen 70. Geburtstag; zu diesem Anlass wurde eine kostenlose Mini-CD Happy
Birthday Klaus aufgelegt, die er
bei seinen Auftritten an Fans und Autogrammjäger verteilte. Die CD The
Best of Doldinger zeigt anlässlich
seines 70. Geburtstages eine Retrospektive der Jahre 1963 bis 1978. Im Frühjahr
2006 beging Doldinger das 35. Bühnenjubiläum von Passport und präsentierte dabei
mit Wolfgang
Schmid am
E-Bass einen Virtuosen der frühen Passport-Tage auf der Bühne. Die Musiker der
aktuellen Passport-Besetzung sind Martin
Scales (Gitarre), Michael
Hornek (Keyboards), Patrick
Scales (E-Bass), Ernst
Ströer (Percussion), Biboul
Darouiche (Percussion), Christian
Lettner (Schlagzeug).
Filmmusik und Cameo-Aufritte
Ab 1964 erhielt Klaus
Doldinger immer wieder Kompositionsaufträge aus Industrie, Medien- und
Werbebranche, Theater, Film und Fernsehen. 1967 erschien seine erste Musik für
das Fernsehen – der Trailer zur Einführung des Farbfernsehens. Mit Negresco lieferte
er 1968 seinen ersten Soundtrack ab.
1970 schrieb er die Titelmelodie zur Krimiserie Tatort und
vertonte in den Folgejahren auch eine Reihe von Tatort-Folgen.
Seine Filmmusik zu Das
Boot (1981)
machte ihn weltweit bekannt. Aus demselben Jahr stammte seine Titelmelodie zu Ein
Fall für zwei.
Danach komponierte er die Musik zum Fantasyfilm Die
unendliche Geschichte und
zur Anwaltserie Liebling
Kreuzberg. Er veröffentlichte mehr als 50
Tonträger, schrieb rund 2.000 Stücke und stand über 4.200 Mal auf Bühnen in rund
50 Ländern.
Doldinger hatte mehrere Cameo-Aufritte
in Film und Fernsehen. In der Serie Abenteuer
Airport hatte
Klaus Doldinger im Jahr 1990 verschiedene Cameoauftritte in Folge 12 und 13. In
Folge 13 wird er als Saxophonist in einer Kneipenszene vorgestellt. Im Abspann
wird er als Schauspieler genannt. Die
Serie spielt am Flughafen Düsseldorf. Doldinger hatte enge Verbindungen in die
Düsseldorfer Jazz-Szene.
In dem im Januar 2017
ausgestrahlten ARD-Tatort Wacht
am Rhein hatte
Klaus Doldinger einen Cameoauftritt.
Er trat dort Saxophon spielend
für rund 16 Sekunden als Straßenmusiker auf.
2003 war Doldinger eines
der Gründungsmitglieder
der Deutschen Filmakademie. Er war Mitglied des künstlerischen Beirates der Union
Deutscher Jazzmusiker und
Aufsichtsratsmitglied der GEMA.
Privates und Tod
Klaus Doldinger
heiratete 1960 Inge Beck, die drei Kinder mit ihm bekam. Ab 1968 lebten sie in Icking bei
München. In seinem Haus hatte er ab 1978 sein Studio Soundport
Studios.
2022 erschien beim Piper
Verlag Doldingers
Autobiografie Made
in Germany – Mein Leben für die Musik.
Klaus Doldinger starb am 16. Oktober 2025 im Alter von 89 Jahren.
Quelle: Wikipedia
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